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AutorenbildSarah Haas

M. Serratus Ventralis "Rumpfträger"

Eine sehr häufig auftretende Problematik im Bereich der Pferdemuskulatur ist eine schwache Rumpftragemuskulatur. Sie ist häufig der Grund, wenn Blockaden in Hals- und Brustwirbelsäule bestehen und sich verspannte Brustmuskulatur in Gurtzwang äußert.


Das Pferd hat kein Schlüsselbein. Der Rumpf hängt daher wie ein Schiffsbug in einer Muskelschlinge zwischen den Vorderbeinen. Er wird natürlich von vielen Muskeln getragen, die dabei alle zusammenarbeiten, Hauptrumpfträger ist jedoch der Musculus Serratus Ventralis. Dieser besteht aus zwei Anteilen und kommt von den Querfortsätzen der 4.-7. Halswirbeln und den ersten 8 bis 9 Rippen. Er setzt von innen an den oberen Bereich des Schulterblattes an.



Der M. Serratus Ventralis ist die stärkste myofasziale Verbindung zwischen Rumpf und Gliedmaße. Neben der Rumpftrage- und hebefunktion ist er auch verantwortlich für die Stabilisierung des Schulterblatts in allen Bewegungen. Zusätzlich ist dieser Muskel der "Hauptstoßdämpfer" der Vorhand.





Folgen schwach ausgeprägter Rumpftragemuskulatur:


Körperliche Folgen:


• Die Wirbelsäule in Hals- und Brustbereich steht in der Streckung - es kommt schneller zu Blockaden oder Erkrankungen wie Kissing Spines.

• Der Sattel rutscht aufgrund der Oberlinie gern nach vorn in die Schulter und verhindert weiteres Aufmuskeln. Viele Pferde zeigen ein muskuläres "Loch" hinter dem Schulterblatt.

• Verspannte Brustmuskulatur, weil diese eine Aufgabe übernehmen muss, für die sie nicht vorgesehen ist. Das führt oft zu Gurtenzwang, Engstellung der Schulterblätter (und damit den Vorderbeinen) und rückstellig stehenden Vorderbeinen. Dadurch wird dem grossen Nervengeflecht Plexus Brachialis der Platz genommen.

• Die verspannte Brustmuskulatur hat einen direkten Einfluss auf den Plexus Brachialis. Das führt zu Irritationen, die sich in starken Verspannungen, verminderter Spannung oder fehlender Wahrnehmung oder Überempfindlichkeit (z.B. Muskelzucken am Widerrist bei Berührung) äußern.

• Da ein schwacher Musculus Serratus Ventralis wenig Stoßdämpfer-Funktion ausüben kann, steigt auch das Risiko für Verletzungen am Fesseltrageapparat.



Rittigkeitsprobleme:

• Probleme in Anlehnung und Halshaltung oder einen falschen Knick.

• Trab- und Galoppgangbild wirken bergab

• Verstärktes «Rennen» aufgrund fehlendem Raumgrff.

• Aussitzen fällt schwer, da die Pferde aufgrund der ansteigenden Rückenlinie nicht gleichmäßig durch den Körper schwingen, das Pferd kommt nicht aus der Schulter




Trainingstipps für schwache Rumpftragemuskulatur:


• Trab- oder Galopparbeit, mit Tempiwechseln und Übergängen und Längsbiegung

• Dehnungshaltung (Ziel: Nasenhöhe zwischen Buggelenk/Ellenbogengelenk) als Trainingsmittel

• Aktive Hinterhand und positiver Spannungsbogen in der Oberlinie

• Wechselspiel in der Nasenhöhe, Gangartenwechsel, Außen- und Innenstellung aktivieren und entspannen den Muskel


Aber bitte denkt daran – der Muskelaufbau braucht Zeit, Geduld und Training. Wenn ich meine Beinmuskulatur trainieren will, mache ich auch nicht einfach eine Stunde lang Squats. Das Einzige, was dabei passiere würde sind Verspannungen und Übersäuerung des Muskels. Wichtig ist also das ständige Wechselspiel zwischen Entspannung und Anspannung. Hol Dir Hilfe und Tipps von einem erfahrenen Reiter oder Trainer, wie Du Dein Pferd am besten aufbaust.

Ganz wichtig ist beim Aufbau der Rumpfmuskulatur auch der Sattel. Bitte kontrolliere regelmässig, ob er noch passt und nicht zu eng geworden ist. Den bei korrektem Training mit angehobenem Widerrist und dem sich in Selbsthaltung bewegenden Pferd, wird das Pferd im Bereich der “Sattelkammer” breiter werden. Die Pferde “wachsen“ teils sogar im Stockmass.


Ein sehr spannender Bericht (leider auf englisch) findest du hier:

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